Köln:
Protestaktion bei Ford-Kantine
Gegen Mobbing,
Lohndumping und Arbeitshetze in der vom Cateringkonzern Eurest
betriebenen Kantine im Ford-Entwicklungswerk haben am Morgen des 08.
Februar 2010 etwa 20 Personen solange protestiert bis der Werkschutz
und die von ihm gerufene Polizei ihnen Platzverweise erteilten.
Mit
Transparenten und einem Flugblatt des "Küchen-Komitees
Cologne" an die Ford-Arbeiter/innen unterstützten sie den
Arbeitskampf der Kantinen-Beschäftigten. In Anspielung auf die
bevorstehende christliche Fastenzeit wurde dazu aufgerufen aus
Solidarität mit den Eurest-Arbeiter/innen auf das Mittagsmenue
zu verzichten und eigene Butterbrote mitzubringen.
Mehrmals
hatten bereits die Industrial Workers of the World (IWW) in
Köln-Merkenich mit Flugblättern auf die prekäre Lage
bei Eurest aufmerksam gemacht. Es wird berichtet, dass der Anfang
2006 gewählte, engagierte Betriebsrat mit Abmahnungen und
haltlosen Vorwürfen überzogen wurde. Während einer
neunmonatigen Suspendierung der Betriebsrät/innen wurde die
restliche Belegschaft von der Kantinenleitung unter Druck gesetzt.
Eine Kollegin erlitt einen Nervenzusammenbruch, eine andere schnitt
sich aus Angst vor dem Mobbing die Pulsadern auf - und
überlebte.
Bei den Betriebsratswahlen 2010 will nun der
gefürchtete Küchenchef selbst kandidieren, um als
Belegschaftsvertreter seine unternehmerfreundliche Politik
fortzusetzen. Ob er als leitender Angestellter überhaupt
kandidieren darf, ist eine andere Frage.
Eurest, der größte
Kantinenbetreiber in Europa, beschäftigt in Deutschland über
8.000 Mitarbeiter/innen an 700 Standorten. In Köln sind das
neben der Kantine im Ford-Entwicklungswerk auch das Ersatzteillager,
aber unter anderem auch Citroen, Degussa, Deutsche Bank, Dupont, das
Elisabeth-Krankenhaus, die Gothaer Versicherung, IBM, RTL, Sal.
Oppenheim, Sony, Volvo und der WDR.
Als Teil des
Catering-Konzerns Compass-Group PLC, für den weltweit fast
400.000 Menschen arbeiten, profitiert Eurest von ausgelagerten
Kantinenangeboten anderer Großunternehmen. Bei Ford in Köln
werden aber einige Kantinen weiterhin noch selbst betrieben, wie es
auch BASF, Daimler und VW tun. Die Auslagerung von Dienstleistungen
ermöglicht den Konzernen eine flexibele Kostenkontrolle, also
Einsparungen beim Personal. Die Subunternehmen können mit
Arbeitshetze, Minijobs und Niedriglöhnen die Produktpreise
senken und als Branchenspezialisten mehr Gewinn kassieren.
Nun
ist es natürlich einfach, eine Rückkehr zur Ford-eigenen
Kantine zu fordern, obwohl es fraglich ist, ob tatsächlich alle
Arbeiter/innen zu besseren Bedingungen übernommen werden würden.
Aber angesichts von Wirtschaftskrise, Kurzarbeit und
Entlassungsdrohungen ist auch das keine langfristige Perspektive.
Wenn die Belegschaft bei Eurest selbst öffentlich für ihre
Rechte kämpfen würde, um menschenwürdige
Arbeitsbedingungen und höhere Löhne duchzusetzen, wäre
das für den Catering-Dienstleister Eurest sicherlich ein
Rückschlag.
Auf Vollversammlungen ernannte Delegierte
könnten sicherstellen, dass bei Betriebsratswahlen nicht
unternehmerfreundliche Stellvertreter/innen der Belegschaft die
Energie rauben. Und eine geschlossen handelnde Belegschaft wäre
auch gegenüber dem Mobbing der Vorgesetzten selbstsicherer.
Solange jedoch Vereinzelung und Rückzug selbst die aktiven
Kolleg/innen befällt, können auch Unterstützer/innen
von außerhalb nur wenig ausrichten.
Trotzdem ist es
wichtig auf die Situation bei Eurest und ähnlichen Unternehmen
aufmerksam zu machen und alle kämpferischen Kolleg/innen zu
unterstützen. Wer mag, kann auch einen Protestbrief schicken oder zum Küchenkomitee Kontakt
aufnehmen ([email protected], http://kuechenkomitee.blogsport.de).
Weiterer Artikel über die Arbeitskämpfe in Uni-Mensa und Ford-Kantine:
"Mit Butterbrot zum Arbeitskampf", in: "Brot & Rosen", #5, Februar 2010
Anarchosyndikat
Köln/Bonn,
Bereich Gastronomie &
Einzelhandel,
http://anarchosyndikalismus.org
Dieser Artikel ist gemeinfrei bei Nennung der Autor/innen und der Webseite http://anarchosyndikalismus.org