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Köln: Krisen-Aktionstag 17. September 2009

Ein Bericht vom dezentralen bundesweiten Anti-Krisen-Aktionstag, zu dem das Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise!" (in Folge der bundesweiten Demo vom 28. März 2009) aufgerufen hatte:

"Mit dem Aktionstag wollen wir vor den Bundestagswahlen ein deutliches Zeichen setzen gegen die Abwälzung der Krisenfolgen auf unsere Kosten – der Erwerbslosen, Beschäftigten, SchülerInnen und Studierenden, MigrantInnen und RentnerInnen. Die Krise gehört den Reichen. Die Zukunft gehört uns. Wir sind nicht bereit, die Folgen der Krise zu tragen:
  • nicht durch Sozialabbau und Lohndumping
  • nicht durch Einsparungen bei der Infrastruktur
  • nicht durch verstärkten Raubbau an der Natur
  • nicht durch Demokratieabbau

Damit ihre Krise nicht zu unserer Katastrophe wird, brauchen wir eine Intensivierung der Proteste. Widerstand wird nur gemeinsam erfolgreich sein. Vor Ort, bundesweit und global. Der Aktionstag bietet die Möglichkeit, gemeinsame Aktionen durchzuführen und in weiteren Städten lokale Bündnisse zu gründen."

Systemfehler Solidarität global

Also hat ein lokales Bündnis aus Kölner Erwerbslosen, ATTAC und Linkspartei, sowie unabhängigen Gruppen und Einzelpersonen einen Demonstrationsmarathon quer durch Köln durchgeführt, der am Arbeitsamt auf der Luxemburger Straße begann, wo von 09-11 Uhr ein weiterer "Zahltag!"-Protest organisiert wurde. Danach ging es mit Auto, Bahn und Fahrrad weiter zum Flughafen Köln/Bonn, wo solidarisch gegen die miesen Arbeitsbedingungen bei der Security-Firma Kötter protestiert wurde.

Allerdings zeigten einige
sozialrevolutionäre Teilnehmer/innen ihr Unverständnis darüber, wieso sie für Mitarbeiter/innen eines privaten Sicherheitsdienstes demonstrieren sollen, der dem bewaffneten Schutz von Kapitalinteressen dient und nicht nur Flughäfen und Abschiebehäftlinge bewacht, sondern auch (wie in Baden-Würtemberg und Sachsen-Anhalt) sich an der Privatisierung des staatlichen Gefängnissystems beteiligt (siehe http://de.indymedia.org/2009/06/252883.shtml). Aus diesem Grund nahmen mehrere Antiautoritäre an der Solidaritätskundgebung am Flughafen nicht teil.

Alle Aktivist/innen trafen sich dann wieder ab 13 Uhr vor den Werkstoren der Motorenfirma Deutz AG, wo zum Schichtwechsel gegen die aktuelle Kurzarbeit und die drohende Entlassung von Arbeiter/innen protestiert wurde. Allerdings zeigten sich die betroffene Belegschaft bis auf einzelne kaum interessiert an dem Protest, im Gegensatz zu dem aggressiven Werkschutz.

generalstreik krisenverweigerung


Der letzte Teil der Demo fand dann ab 16 Uhr in der Kölner Innenstadt statt, wo vom Offenbachplatz zu verschiedenen Bankhäusern gezogen wurde, um gemeinsam mit den Kapitalsteuer-Fans von ATTAC auf die angeblich
für die aktuelle Wirtschaftskrise verantwortlichen Investmentbanken ("Heuschrecken") aufmerksam zu machen. So stark verkürzte Kapitalismuskritik wollten wir als Anarchosyndikalist/innen nicht mittragen, weshalb wir an diesem Teil des Aktionstags ebenfalls nicht beteiligten.

Bereits die frankfurter Demonstration "Wir zahlen nicht für eure Krise!", auf welcher der (für restriktive Immigrationspolitik und Standort-Nationalismus bekannte) Populist Lafontaine unter massivem Protest seine Wahlwerbung für Die Linke gemacht hat, wäre für Sozialrevolutionäre eigentlich Grund genug gewesen, sich an keinen weiteren Bündnissen mit der sozialdemokratischen Linkspartei und ihren marxistischen Anhänger/innen mehr zu beteiligen. Da in dem kölner Aufruf jedoch als konkrete Beteiligte nur ATTAC genannt wurde, war nicht zu erwarten gewesen, dass es sich um eine derartig offensichtliche Wahlwerbung der Linkspartei handeln würde, die mit einem eigenem Traktor-Mobil und den Reden ihres Ratsherrn Claus Ludwig mehr als überepräsentiert war.

Damit wird wieder einmal der Unterschied klar zwischen staatstreuen Parteipolitiker/innen bzw. NGOs einerseits und libertären Antikapitalist/innen andererseits, die gewerkschaftliche direkte Aktionen und den sozialen Generalstreik statt Parlamentarismus propagieren. Den: Die Befreiung der Arbeitenden und Arbeitslosen von dem Doppeljoch aus Staat und Kapitalismus kann nur ihr eigenes Werk sein!

N. N.,
Anarchosyndikat Köln/Bonn,
http://anarchosyndikalismus.org

kundgebung

Unsere Themenseite zur Wirtschaftskrise:
http://anarchosyndikalismus.org/action/krise2009/krisenaktionstag17sept2009/index.html


Der Bericht und alle Fotos sind gemeinfrei für unkommerzielle Verwendung bei Nennung des "Anarchosyndikat Köln/Bonn, http://anarchosyndikalismus.org"