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Lärmschutz beim Fußball

Vuvuzelas und ihre gesundheitlichen Folgen

Kaum jemand weiß, daß das Hörvermögen - sobald es einmal beschädigt wurde - kaum oder garnicht geheilt werden kann. Gegen dauerhafte Hörschäden hilft die Kenntnis und Wertschätzung des Lärmschutzes. Denn nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit sind Ruhephasen zur körperlichen Erholung sehr wichtig.

Wie wird die Lärmbelastung gemessen? Akustik-Fachleute geben den Schalldruck in Dezibel (dB) an. Weltweit leiden viele Menschen beispielsweise unter der Lärmemission von Autos, Zügen, Flugzeugen und Maschinen oder einfach nur ihrer lauten Nachbarschaft. Hierzulande müssen daher Arbeitgeber/innen ab 80 Dezibel Lärmbelastung der betroffenen Belegschaft einen geeigneten Lärmschutz zur Verfügung stellen. Die
gesetzlichen und berufsgenossenschaftlichen Erfordernisse sehen technische und organisatorische Maßnahmen bzw. eine persönliche Schutzausrüstung (PSA) vor. Ab 85 Dezibel muss der/die Arbeiter/in diese Schutzausrüstung sogar dauerhaft tragen.

Kapselgehoerschutz"Ab 65 Dezibel Dauerbelastung kann Lärm ernsthaft krank machen", sagt Rainer Kühne, Vorstandsmitglied des Deutschen Arbeitsrings für Lärmbekämpfung. Ab 85 Dezibel werde das Gehör irreparabel geschädigt. "Die Grenze, bei der Lärm körperliche Schmerzen verursacht, liegt bei 130 Dezibel." Die Bewertung des Schalldrucks entspricht dabei einer vom menschlichen Ohr empfundenen Lautstärke von bis zu 40 phon (dBA). Zum Vergleich: Ein Elektro-Rasenmäher hat etwa einen Schalldruck von 60 dBA, ein vorbeifahrender Golf V erzeugt einen Schalldruck von 73 dBA, in der Disco sind es ca. 110 dBA, ein startender Düsenjet kann bis zu 150 dBA laut sein.

Auch der Lärm der Druckluft-Fanfaren und Vuvuzelas im Fußballstadion oder bei anderen Veranstaltungen kann das Gehör schädigen. Um festzustellen, wie hoch die Lärmbelastung ist, wurde die Lautstärke einer Vuvuzela in unterschiedlichen Abständen zum Ohr und mit unterschiedlich geübten Bläsern gemesen. Das Ergebnis: In einem halben Meter Entfernung beträgt der mittlere Schallpegel gesundheitschädliche 100 dBA. Bei einem Abstand von 10 cm zum Ohr sogar 125 - 130 dBA!

Wir sollten uns also darüber bewusst sein, daß in Stadien oder bei Großbild-Veranstaltungen viele gehörschädigende Vuvuzelas gleichzeitig geblasen werden, teilweise auch gekoppelt mit Druckluftfanfaren, welche den Lärm nochmals verstärken. Das kann prinzipiell als kollektive Körperverletzung und Selbstverstümmelung angesehen werden. Was an Lärm "sportlich" und "fair" sein soll, können die Verantwortlichen nicht erklären...

Die Kommerzialisierung des Sports braucht gewisse Stimmungen, um den Profit zu erwirtschaften und mißbraucht dabei das Verlangen der Menschen nach Rausch und die Bereitschaft, für das Erleben des Momentes sich selbst (und andere) zu vergessen. Doch das Leben nach dem Spiel geht weiter - die Hörgeräteindustrie läßt grüßen...

Besonders schlimm ist die Lärmbelastung für das ungeschützte Personal, das in Fußballstadien und bei Liveübertragungen arbeitet. In den seltensten Fällen dürften dabei die gesetzlichen Schutzbestimmungen von den Arbeitgeber/innen eingehalten werden, zudem es auch rechtliche Ausnahmen gibt. Daher müssn wir uns als Betroffene direkt zur Wehr setzen und die nötigen persönlichen Schutzausrüstungen gegenüber den Chefs und Kolleg/innen durchsetzen. Dadurch verringern wir gemeinsam das lärmbedingte Risiko von Stress, Schlafstörungen, Bluthochdruck und Herzerkrankungen.

Auch der Lärmschutz von Kindern und Jugendlichen sollte dabei unser Anliegen sein, denn das heranwachsende Gehör ist noch besonders empfindlich. Und zusätzlich sollten wir den Lärm auch zum Schutz der (Haus-)Tiere auf ein möglichst ungefährliches, verträgliches Maß reduzieren: ob beim Fußball, Feuerwerk und Autorennen, in Kindergärten, Schulen oder anderen Arbeitsplätzen!


k./asn, 20.06.2010


Quellen:
http://www.dguv.de/ifa/de/akt/889_vuvuzelas/index.jsp,
http://www.nabu.de/nabu/nh/archiv/00738.html


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Dieser Artikel ist gemeinfrei bei Nennung der Autor/innen und der Webseite http://anarchosyndikalismus.org