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CNT-IAA Sevilla PLUS: Berufstätige Mutter bedrängt, verfolgt und schließlich gekündigt In Sevilla kam es zu einem ausserordentlichen Bruch der Menschenrechte von Frauen, nachdem eine 25jährige Kassiererin der [zum deutschen Tengelmann-Konzern gehörenden] Supermarktkette PLUS eine Tochter geboren hatte. Die Mutter beantragte, dass ihre Arbeitsschicht auf bestimmte Uhrzeiten festgelegt werde, damit sie sich um ihr Kind kümmern kann. Nach der Ablehnung dieses Antrags durch die Firma PLUS brachte sie den Fall vors Arbeitsgericht, wo sie ihn schliesslich gewann. Die Firma wurde dazu verurteilt, dieses Grundrecht der Frau zu achten. Weniger als 48 Stunden nach dem Gerichtsurteil hat PLUS die Aufhebung dieser Entscheidung beantragt und ihr gleichzeitig die Kündigung ausgesprochen. Das wurde unter anderem damit begründet, dass ihr "Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten und unerlaubte Fehlzeiten" vorgeworfen wurden, weil sie wegen der Gerichtsverhandlung nicht in der Firma erschienen war. Seit sie auf der Einhaltung ihrer Menschenrechte bestand, wurde sie von ihren Vorgesetzten bei PLUS schikaniert. Die Arbeiterin arbeit seit 5 Jahren bei PLUS in Sevilla, wie alle anderen mit 24 Wochenstunden in einer 6-Tage-Woche bei einem Gehalt von etwas mehr als 500 Euro. Die Schichtzuteilung wird kurzfristig, bis zu einem Tag zuvor, bekanntgegeben. Diese unsinnige Stundenverteilung verplante die Arbeit zwischen morgens, spät und nachts "ohne irgendwelche Rücksicht auf die familiären Bedürfnisse der gekündigten Arbeiterin". Nach der Geburt ihres Kind hatte Fatima Fernandez in der Firma eine feste Schicht zwischen 12 Uhr und 16 Uhr beantragt, bei Beibehaltung von Stundenzahl und Lohn. Diese Schichteinteilung sollte ihr ermöglichen sich der Aufsicht und Erziehung des Kindes zu widmen. Das Gericht entschied, dass ihr bis 2010, wenn ihre Tochter sechs Jahre alt wird, feste Arbeitszeiten zustehen. Ausdrücklich wurde im Gerichtsverfahren von der RechtsanwältIn darauf hingewiesen, dass "die Arbeiterin unter dem ständigen Wechsel der Essenzeiten leiden musste; ebenso unter der Unmöglichkeit, sich um ihr Kind zu kümmern, eine Beaufsichtigung zu festen Stunden zu organisieren. Ausserdem ergaben sich dadurch Probleme, ihre Tochter zum Kinderarzt zu bringen oder mit ihr spazieren zu gehen." Es sei noch erwähnt, dass es über diese Arbeiterin vorher nie Beschwerden seitens der Firma PLUS gegeben hatte. Weil sie diesen Antrag auf Einhaltung ihrer Rechte stellte, wurde sie ab dann mit Schikanen verfolgt. Noch während des laufenden Prozesses wurde die Arbeiterin ans Ende der Kassenreihe versetzt und so von ihren KollegInnen isolisert. Ausserdem musste sie in den Sommermonaten grosse schwere Müllsäcke bei 43 Grad in der Mittagshitze zu den einige hundert Metern entfernten Containern schleppen. Das hatte zur Folge, dass die Arbeiterin sogar einen Kreislaufzusammenbruch erlitt und von NotärztInnen behandelt werden musste. Alle diese Unregelmässigkeiten führten dazu, dass die Arbeiterin eine syndikalistische Betriebssektion der CNT-IAA gründete, um sich dadurch zu organisieren und ihre Rechte zu verteidigen. (Solidaritätsaktion in Valladolid/Spanien, 2005) Die CNT-IAA erinnert daran, dass es eine Statistik der OECD gibt, in der Spanien ebenso wie Litauen das schlechteste Abstimmung von Arbeitzeit und Familie hat. Allein in 2004 sahen sich 114.000 Menschen in Spanien dazu gezwungen ihre Arbeit aufzugeben, weil sie nicht mehr mit der Beaufsichtigung ihrer Kinder in Einklang zu bringen war; 105.500 von ihnen sind Frauen. Ausserdem zeigt dieser Fall auf welche Art und Weise ein Unternehmen reagiert, wenn eine Arbeiterin versucht, ihre Rechte als Frau geltend zu machen. Aus Sicht der CNT-IAA ist das Recht auf Mutterschaft im Zusammenhang mit willkürlichen Entlassungen und der allgemeinen Prekarisierung (Unsicherheit) der Arbeit weiterhin bedroht. Dies ist besonders der Fall, wenn diese Repression aufgrund von Versuchen der Betroffenen, ihre Rechte wahrzunehmen, erfolgt. Die CNT-IAA prangert diesen unvergleichlichen und verletzenden Übergriff gegenüber allen Organisationen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen, öffentlich an. Ebenso wird sie unmittelbare gewerkschaftliche Mittel anwenden*, bis die Arbeiterin wieder eingestellt wird, damit sie in den Betrieb zurückkehren kann, um die Rechte ihrer KollegInnen zu verteidigen und ihre Würde wiederzuerlangen. [* seit Ende Oktober 2005 läuft eine Kampagne der CNT-IAA in mehreren Städten zur Unterstützung der GenossIn!] Mehr Infos der CNT-IAA Sevilla [Confederacion Nacional del Trabajo – Internationale ArbeiterInnen - Assoziation): http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/ Originaltexte: http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/modules/news/article.php?storyid=933 , http://www.nodo50.org/cnt/sevilla/ait/modules/news/article.php?storyid=936 Übersetzung: Anarchosyndikat "eduCat", http://anarchosyndikalismus.org |
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